Blinde Eule:

Hey Frank, na Du, ist alles klar? Hättest Du ein wenig Appetit, mit mir zu quasseln ? Nur a winziges bisserl, ansonsten komme ich ein anderes Mal...

 

Frank:

Na sag mal, was ist denn mit dir passiert, du siehst sehr traurig aus...Welch Sorg geißelt meinen kleinen Freund?

 

Blinde Eule:

Ach weiß nicht, Du hast zufällig keine?

 

Frank:

Keine was? Keine Tüte Mausespeck?

 

Blinde Eule:

Oh wie schade, schaust Du vielleicht später in der Lade?

I wüll aber koah Marmelade, hast du gehört? 

 

Frank:

Aha, ich hab's mir gedacht, ich überleg's mir Ok?

 

 

Blinde Eule:

Yeah Baby, dös is an Woart!

Aber sag, wie viel Tage oder Wochen hast Du denn nun gebraucht, um in Hainburg a.d. Donau zu landen? Hast Du das irgendwie für Dich dokumentiert?

Und wie ist die Fortsetzung weiter nach der Franz-Josef-Warte?

 

Frank:

Ja, darüber habe ich Buch geführt. Am 12. Juni war ich nachmittags in Hainburg. Von der Warte führt der Z 02 nach Großhöflein, du kommst nicht unmittelbar durch Eisenstadt. Doch brauchte ich Proviant für die nächsten Tage und beabsichtigte ein Zelt zu kaufen.

 

 

Blinde Eule:

Du hast also 33 Tage für den Weg gebraucht, wie viel Kilometer bist Du dann am Tag gelatscht?

Und was hast mit dem Zelt gemacht? Wie plant man für die Verpflegung der kommenden Tage in den Bergen?

 

Frank:

6 Tage musst Du von den 33 abziehen, 2 für den Alpakahof in Franken und 4 dem Bauernhof in Klafferstraß. Zwischen 35 und 45 Kilometer; es war herrlich solch Trödelei, eine selbst auferlegte Regel.

 

Was für eine blöde Frage, was macht man wohl mit einem Zelt?

Im Gebirge kommen nicht mehr so viele Bushäuschen, es war eine sinnvolle und richtige Entscheidung.

 

Oft biwakierte ich auf freien Wiesen bei Bauern oder auch vor einem Materl (Wegekreuz).

Die Zahl größerer Ortschaften minimiert sich zunehmend fast auf ein Nichts. In winzigen Nestern gibt es einige bescheidene Möglichkeiten, welche aber nicht gerade günstig sind.

Nach spätestens 4-5 Tagen musst Du auftanken.

 

Blinde Eule:

Doch sag, wie bereitet man sich vor für solch einem Unternehmen Zentralalpenweg 02 ? Gibt es bestimmte Voraussetzungen welche notwendigerweise gegeben sein sollten, müssten? 

 

Frank:

Der Einstieg ist relativ entspannend und bis zu einem bestimmten Fixpunkt ist der Z 02 auch für Einsteiger und Unerfahrene gut machbar.

Stolpern, fliegen und dir die Knochen brechen, das kann Dir auch in der Ebene, im Mittelgebirge oder zu Hause passieren.

 

Im Tal bekommst Du schnell Hilfe, auf über 1000 M siehts jedoch etwas anders aus.

Es gibt Tausend Dinge welche zu beachten sind, sozusagen existiert ein ganzes Regelwerk.

 

Konditionell ausreichend vorbereitet zu sein, ist absolute Pflicht.

Eine weitere die Selbsteinschätzung, Orientierung ist gefragt.

 

Verfehlst Du eine Markierung, kann Dich das unter Umständen eine mehrstündige Odyssee durch Wälder und Hochgebirge kosten.

 

Die Alpenläufe waren für mich eine äußerst wichtige und wertvolle Erfahrung, dafür bin ich sehr dankbar und betrachte es als besonders wertvollen Nektar, nie als Routine oder Selbstverständlichkeit.

 

Blinde Eule:

Das hört sich sehr speziell und kompliziert an, das wäre nichts für mich. Und was ist mit der Ausrüstung, was sollte ich dabei haben, wenn ich's mir doch anders überlege?

 

Frank:

Jetzt mal ganz easy; jeder fängt irgendwo, irgendwann einmal bei Null an.

Es gibt ein große Auswahl an wunderbaren Zweitausendern, die einfach zu begehen sind, mit Übernachtung auf einer Almhütte.

 

Hunderte von Wanderern, auch mit Kindern, begegnet man, welche das so handhaben.

Es macht Spaß Ihren Berichten zuzuhören, es macht Freude wenn sie sagen: Hey, das war meine Erfüllung.

Die Berge haben ihre eigenen Gesetze, ein wichtiges Merkmal das nicht zu vergessen.

Du kannst Dir die Birne jenseits der Baumgrenze verbrennen, doch kann Minuten später bei unsicherer Wetterlage eine Kaltfront mit gewaltigem Temperatursturz hereinbrechen.

 

Du wirst in der Not für Handschuhe, Mütze, Regenjacke, feste und warme Kleidung, Rettungsfolie welche Du eingepackt hast, dankbar sein.

Wenn die Riesen vor Tür stehen, muss man darauf notwendigerweise zurückkommen. 

 

Blinde Eule:

Ok, hast Du Tagebuch über diese Zeit geführt? Und was ist mit Bildern, gibt es welche? 

 

Frank:

Nein habe ich nicht. Jedoch sind alle Orte notiert, wo man für ein oder mehrere Nächte sein Lager aufgeschlagen hat.

Darüber hinaus habe ich in Karten Vermerke und wichtige Indizien verzeichnet z. B. über Notbiwaks oder Felshöhlen, Kletter- und Gefahrenstellen, Quellen und einiges mehr.

Kein Handy, keine Kamera, also demnach auch kein Fotomaterial.

Alles ist im Hirn abgespeichert! 

 

Blinde Eule:

Oh das ist sehr schade, ich habe noch nie die Alpen gesehen...Sind sie sehr schön?

Wie ging es dann weiter ? Du musst ja sehr getrödelt haben, wenn Du in der Steiermark überwintert hast.

 

Frank:

Du lebst Freiheit, Du lebst Einzigartigkeit, Du lebst autark und teilst Dir deinen Weg mit unglaublichen Begegnungen menschlicher, jedoch mehr nicht menschlicher Natur.

 

In Sölsnitz bei Kapfenberg traf ich auf einen Waldbauern: Ok, kannst Du mit einer Sense umgehen? Wird sich finden...

 

Dies, das und dös...Hier kannst du pennen und kochen...Passt sagt der Weitwanderer.

Du stehst in einem riesigen Feld umgeben von 2 Meter hohen Brennnesseln, Disteln, Gestrüpp, mit der Sense.

 

Bäumchen ausschneiden auf 1100M im Steilhang, in der sengenden Glut. Käfer, Spinnen, Heuschrecken, Falter, Schmetterlinge, alles krabbelt auf Dir herum und bist übermannt über solch Artenvielfalt.

 

Oft stand ich den Tränen nahe, weil ich dachte, du zerstörst jetzt mit deinem Tun ihre Lebensgrundlage.

 

Andere schreien zu Hause, wenn eine Spinne in den Gardinen hängt, hier stehst Du mitten im Insekten-Weltgeschehen.

 

Du planst für die Fortsetzung deiner Reise, doch drei Stunden später hast du den nächsten Job: Rennfeld-Alm 1630 M...Holz schichten, schneiden, spalten...

 

Der Film welcher sich in deiner Gedanken-Welt abspielt ist nicht zu kapieren; nie habe ich gefragt, es hat sich aus dem Zufall heraus ergeben.

 

Blinde Eule:

Hey sag mir den Ort, ich hab diese Tierchen zum Fressen gern...

Wie kommt man an solches und wie findet man eine Überwinterung?

Ich stelle mir das äußerst schwierig vor...

 

Frank:

Ich habe dafür keine Erklärung!

Wenn Du das selbst nicht so erlebt und gelebt hast, wird es Dir schwer fallen, das zu glauben.

 

Ich verließ den Alpenweg und ging ins Zirbitzkogel/Grebenzengebiet rüber, wo ich noch Freunde habe.

Was dann geschah, war ein unvorhersehbares Licht in einer fernen Galaxy.

Ich wusste, dass es in der Gastronomie nicht unüblich ist, Mitarbeitern ein Zimmer zum Wohnen zu überlassen.

Ein Stolperstein führte mich dann zum Pichlschloss in Mariahof und dort blieb ich dann auch.

 

Blinde Eule:

Und was macht man in so einem Schloss?

Und hast noch auf dem Bauernhof gearbeitet, Kühe gemolken?

Und deine Planung für den Zentralalpenweg, du wolltest ihn doch bestimmt irgendwann fortsetzen, oder ?

 

Frank:

Du hast noch nie in deinem Leben Zimmer gemacht, nie standest du in der Küche um Gemüse zu putzen oder Teller zu spülen.

Das ist total verrückt, verstehst Du ?

Wäre der Stolperstein nie gewesen, würdest du jetzt hier nicht stehen!

 

Wärest nicht hier, noch nicht einmal vorbeigelatscht in Ahnungslosigkeit.

 

Eines Abends stand ich in der Küche und es lief mir eiskalt den Rücken hinab und hatte Tränen in den Augen, es war völlige Fassungslosigkeit.

 

Kein Plan von Kuh&Co !!!

Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, mal auf einem Bauernhof zu arbeiten, mit allem Drum und Dran.

 

Und dann plötzlich wirst Du zum Melker, stehst knöcheltief in Kuhscheiße und mistest aus.

Ich habe diese Tiere geliebt: "Sie übertragen eine unglaubliche Welle an geistiger Energie"

 

Du stehst in dieser Übertragung der Wärme und nimmst sie im Herzen, in deiner Seele in Vereinigung auf. 

Zuckerwatte und Paradiesapfel für die Mädels, und sie waren wirklich brav...

 

Für den Alpenweg war ich gekommen, keine Zweifel daran ihn zu Ende gehen zu wollen. Frühestens Anfang Juni 2023 kannst Du gehen, und dafür habe ich geplant, den Winter über.

 

Blinde Eule:

Ähm, wie schmeckt eigentlich Zuckerwatte?

Und Paradiesapfel hört sich auch sehr verheißungsvoll an....mmmh, ach was ist aus dem Mausespeck geworden, jetzt was Süßes zum Dessert, ja das wär was!

 

Frank:

Also gut, das Wort zum Sonntag hat gesprochen, Du bist wirklich ein verdammter Glückspilz...Heidelbeere oder Waldmeister?

Ich sage indes Tschüss mein kleiner Freund aus dem Wald...

 

Blinde Eule:

Also dann Heidelbeere, geht auch beides, ach nein, ich nehme die Heidelbeere, was für ein leckeres Zuckerl...

Bis bald und demnächst Frank...