Das Sonntagsblatt...das Blatt zum Nachdenken: Ausgabe 3 "Ich entschuldige mich im Namen"

 

…Seit 11 Tagen unterwegs…täglich von fünf bis abends um acht...Ich addiere die Kilometer nach Ortsangaben und meiner Schätzung nach zusammen,60 passt sage ich,geh noch fünf aber halt Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz.Bis zum heutigen Tage traf ich mehr oder weniger nur auf nette und freundliche Menschen,überhaupt kann ich aus meiner Erinnerung frei heraus bestätigen das sich dies ohne Zweifel auf die letzten 10 Jahren bezieht.Ich meine,ich habe in dieser Zeit vielleicht schon einige Male die Welt umrundet mit dem Rad und zu Fuß…tausende Gespräche geführt mit wirklich liebenswerten Personen an die ich  immer wieder gerne schmunzelnd und lächelnd bei einem Glas Wein und gutem Blues in Erinnerung zurückrufe.Ein sonniger Tag neigt sich dem Abend entgegen,es ist der 31.12.13…Ultimo,Jahresende,Sylvester wie jedes Jahr.Ich mache mir Gedanken um meinen Schutz vor dem Feuerwerk,denn in wenigen Stunden würde fast jeder auf der Straße stehen,um das alte Jahr mit Raketen und Knallkörpern zu verabschieden.Kleinster „Ort=höchster Schutz“ überlege ich mir die Theorie aber hier in dem winzigen Örtchen Mauren gibt es nichts und muss gezwungenermaßen noch 4 Km bis Holzgerlingen(Baden Württenberg) laufen.Nach langer Suche liege ich auf einer Plattform einer Ladezone eines Discounters,kaum einsichtbar,fern ab von Häusern und windgeschützt zugleich.Durch die Knallerei werde ich wach,und nach geraumer Zeit nehme ich wahr,wie sich eine Gruppe Jugendlicher nähert,welche damit beginnt Raketen und Böller in die Halle zu feuern…schnell füllt sich der Raum mit Schwefelschwaden und der Qualm brennt mir in den Augen.Solange niemand in die Halle vordringt,wird mich auch niemand entdecken…ich halte mir die Ohren zu und kann nur darauf hoffen,dass denen bald das Feuer ausgeht und sie von dannen ziehen.Ein leiser Moment,ein tuscheln und plötzlich landet in unmittelbarer Nähe neben mir ein Kanonenschlag,instinktiv ziehe ich mir den Schlafsack über meinen Kopf und das Ding explodiert.Ein weiterer prallt gegen die Mauer und rollt auf mich zu,kurz nach der Explosion will ich diese „Personen“ zur Rede stellen,sie flüchten,kommen aber wieder.“Haben wir sie verletzt?“ ruft einer von ihnen und mit einem scheinbar vernünftigeren Erwachsenen der sich mir zuwendet kann ich die Situation glücklicherweise entschärfen.Der Boden ist übersät mit roten Papierfetzen und Schwarzpulver,der Geruch löst in mir Übelkeit aus.Bereits Stunden zuvor jedoch kam es zu diesem bösen Vorfall auf der Kreisstraße zwischen Mauren und Holzgerlingen: Ich trage eine Sicherheitsweste so das mich von hinten heranfahrende Verkehrsteilnehmer gut erkennen können.Meine Stirnlampe leuchtet hell auf Stufe 2 mit 100 Lume,dazu noch die Taschenlampe in der Hand.Aus weiter Entfernung mache ich ein Fahrzeug aus,es nähert sich mir rasant mit hoher Geschwindigkeit entgegen…der muss mich doch sehen…Fernlicht blitzt auf aber der Fahrer steuert sein Gefährt unmittelbar auf mich zu.Erst auf den letzten Meter weicht er mir mit einem Schlenker aus“ich dreh mich und deute sinnlich ein Grinsen in seinem Gesicht“.Zwischen Karlruhe-Stupferich und Pforzheim überholt mich hupend morgens um 5 ein Pkw,der Beifahrer schreit etwas aus dem geöffneten Fenster heraus was ich nicht als Kompliment auffassen kann,ich reagiere darauf lieber ohne Reaktion(Lichtzeichen)sie würden sich wahrscheinlich noch provoziert fühlen und zurücksetzen und selbst gegen einen untrainierten hätte ich in meinem Zustand keinerlei Chance zu entkommen.Auf einer Tankstelle will ich nur ein paar Pfandflaschen umtauschen und frage höflich ob ich das WC benutzen dürfe: „Ja aber verlassen sie bitte die Toilette in einem sauberen Zustand“ 46 ½ Jahre meines Lebens musste ich darauf warten,dass ich auf jemanden treffen sollte der sich mir gegenüber so herabwürdigend äußern würde,diffamiert und herabgestuft zu einem Menschen der 4. Kategorie.Aber ich bin ihnen noch nicht einmal böse,nicht den Jugendlichen mit ihren Böllern,ihnen wird es vielleicht schon am anderen Tag schon leid getan haben,ich glaube daran und nehme die Entschuldigung an.Auch die nette Dame von der Tankstelle wird eines Tages über ihren Ausrutscher zumindest nachdenken.Unwahrscheinlich dagegen,dass jener Autofahrer sich einsichtig zeigt…aus reiner Boshaftigkeit hielt er  vorsätzlich auf mich zu,um mich in Angst und Schrecken versetzen zu wollen…ich entschuldige mich für das Verhalten dieser Person und wende mich lieber den freundlichen zu…